Vater Christoph & Sohn Anton Hesse – eine schrecklich (ninja)verrückte Familie

Wenn das Wohnzimmer zur Hangelstrecke wird, die Ferien wie ein Ninja-Trainingslager klingen und der Sohn dem Papa sportlich langsam davonklettert, dann weiß man: Willkommen bei Familie Hesse! Während andere Familien beim Wandern Eierschwammerl suchen, bauen die Hesses lieber acht Meter lange Ninja-Gerüste am Meer. Und wer glaubt, dass das alles nur ein durchgeknalltes Hobby sei, hat noch nie gesehen, wie ernst man dabei lachen kann.

Christoph, im Sommer warst du mit Anton auf einer wahren Ninja-Tournee unterwegs. Was stand da alles am Programm?
CHRISTOPH: Wir sind in Graz gestartet, haben die Ninja Box-Neueröffnung mitgenommen. Nächster Stopp war Stuntwerk Rosenheim. Dann haben wir noch die Jochen Schweizer Arena mit Indoor Skydiving eingeschoben. Danach waren wir im Stuntwerk Senden. Am gleichen Tag am Abend waren wir bei Super Mario in der Free Ground Academy und am nächsten Tag im Ninja Skillz bei Darmstadt. Dann in Malmö in einer Extremzone, wo ein bisschen Ninja dabei ist und am nächsten Tag in Stockholm im Sports Club Vallentuna. Die haben einen recht coolen Ninja-Bereich. Danach haben wir unseren Familienurlaub in Finnland gestartet.

Wie ist eure Familie so ninja-verrückt geworden?
CHRISTOPH: Ich war bei der zweiten Ninja Warrior-Staffel in Österreich dabei. Und seitdem haben wir es dann eigentlich immer weiter und weiter betrieben. Ich habe am USI (Universitäts-Sportinstitut Graz; Anm.) immer schon den Geräteturn-Kurs gemacht. Und im Sommersemester, wo dann etwas weniger los ist, haben wir beim Geräteturnen schon immer Ninja-„Zeug“ eingebaut. Und irgendwann ist daraus dann einmal ein eigener Ninja USI-Kurs geworden: Dreimal pro Woche Training, einmal bei uns daheim im Verein, am Dienstag und Donnerstag am USI. Und Wochenende ist irgendwo immer Wettkampf meistens.
ANTON: Einmal in der Woche, meist Mittwochs,  trainieren wir auch in der Ninjabox, wo ich jetzt eine Jahreskarte habe.

© HARALD TAUDERER

Christoph Hesse

© DIE PHOTOSCHMIEDE

Wie schaut bei euch eine ganz “normale” Ninja-Woche aus?
CHRISTOPH: Eine typische Ninja-Woche beginnt am Montag mit dem  Vereinstraining mit den kleinen Kindern bei uns. Da machen wir immer Stage-Training. Und meistens sind dann nach den kleinen Kindern die – nennen wir sie mal so – Wettkampfkinder und die Erwachsenen dran. Mit ihnen trainieren wir zwei bis drei Stunden.  Wobei ich dabei den kleinen Kindern mehr helfe, unterrichte und aufbaue. Das ist also für mich nicht wirklich Training. Dienstag leite ich dann den USI Ninja-Kurs, der sich für mich in ein Hiit-Training und ein Stage-Training gliedert, bei dem ich die Stage vorzeige und dabei auch die wöchentlichen Videos mache, die dann am Donnerstag auf Instagram gepostet werden (#stagedonnerstag). Die Studenten suchen sich dabei die Stage-Stationen raus, die sie üben wollen. Am Mittwoch ist meistens das Ninjabox-Training. Da machen Freunde von uns beim Kindertraining mit. Anton und ich kommen da meistens dazu, und danach ist freies Training: Irgendeiner sucht sich dabei meistens eine Challenge raus und die probieren dann alle aus. So pusht man sich gegenseitig. Und am Donnerstag hab ich dann wieder Ninja USI-Training. Das ist der grobe Ninja-Wochenplan, und am Wochenende sind fast immer irgendwo Wettkämpfe. Oder man trainiert wieder, macht sich mit anderen Ninjas was aus und „hängt“ – so wie Anton sagt – irgendwo herum.

Anton Hesse1

Wir sind in Österreich sicher die ersten oder eine der wenigen, wo Papa und Sohn Ninja machen

© PRIVAT

Christoph & Anton Hesse7

© PRIVAT

Christoph & Anton Hesse5

© PRIVAT

Christoph & Anton Hesse3

Wo trainiert ihr regelmäßig?
CHRISTOPH: Ich zumindest zu Hause und beim USI, und teilweise mittwochs waren wir jetzt in der Ninjabox. Ich brauch eigentlich zwei oder mindestens einen Tag Pause dazwischen. Sonst ist es mittlerweile schon zuviel für mich bzw. meine Hände.
ANTON: Ich trainiere jeden Tag, außer das Training war mal sehr intensiv. Auch nach Wettkämpfen mach ich meist einen Tag Pause.

Was heißt bei euch eigentlich “Training daheim”? Euer Wohnzimmer schaut – formulieren wir’s einmal vorsichtig – nicht gerade normal aus …
CHRISTOPH: (grinst)Wir haben schon länger einen Verein mit der Sektion Tennis. Vor ca. zwei Jahren haben wir die Sektion Ninja bzw. Fit Sport auch dazu genommen. Dort bieten wir Outdoor immer montags Training an für Kinder von 6 bis 9 Jahren und danach für die besseren und älteren. Und Indoor haben wir auch ein großes Ninja-Zimmer, das ehemals mein Schlafzimmer war. (schmunzelt)Zum Schlafen brauchst du eh nur ein Bett und kein Zimmer, das 5 x 5 Meter groß ist. Deshalb ist unter’m Vorwand „Schatz, das wird ein Turn- und Gymnastikzimmer!“ das Schlafzimmer gewichen, und jetzt ist es ein ja fast reines Ninja-Zimmer mit Sprossenwandleitern, Ringen, Himmelsleiter und allem Möglichen. Bei uns sind aber immer schon in den Türstöcken Ringe gehangen.
ANTON: Ich trainiere jeden Tag mehrmals im Ninjazimmer. Vor allem seit wir die Himmelsleiter und Hacken aufgehängt haben, hab ich hab viel Bartech gemacht. Ich bau mir selber immer verschiedene Stages auf und versuche diese immer schneller zu machen

Auf gut deutsch: Deine Kinder konnten gar nicht anders …
CHRISTOPH: … das machen die Kinder von klein auf automatisch mit. Wenn sie es halt täglich zur Verfügung haben, machen sie es auch täglich und hängen immer auf den Ringen herum.

Urlaub? Wir haben auf der Nachbarinsel bei Freunden ein Ninja-Gestell mit acht Metern Länge gebaut. Für uns die perfekte Entspannung – ein bisschen bauen und dann herumhängen und schwingen. Ganz ohne Ninja geht es einfach nicht

© PRIVAT

Wie verkraftet deine Frau das alles?
CHRISTOPH: Ganz ordentlich, da sie früher selber Geräteturnen gemacht hat. Jetzt ist sie halt mehr mit unserer Tochter in der Rhythmischen Sportgymnastik unterwegs oder im Verein dabei. Ninja machen die beiden Damen allerdings nicht.

In Deutschland gibt es mit Rainer, Dennis und Robin Leiber ein “crazy” Vater-Söhne-Gespann, das längst zu einer Legende in der Community geworden ist. Habt ihr ein Problem damit, mit ihnen verglichen zu werden
CHRISTOPH:
Problem nicht, aber verglichen wollen wir doch nicht werden. Die Leibers sind zwar als crazy Family bekannt. Aber für mich sind sie aus dem Fernsehen bekannt als die, die vor der Kamera laut herumschreien. Und so sind wir sicher nicht. Natürlich feuern wir uns gegenseitig an, aber wir machen nicht gleich so ein Drama draus.
ANTON: Ich kenne die Leibers auch nur aus dem Fernsehen, also kann ich nicht viel dazu sagen. Wir sind in Österreich sicher die ersten oder eine der wenigen, wo Papa und Sohn Ninja machen. Sonst fällt mir nur Uwe mit seinen Kids ein.

© RTL / Markus Hertrich
Familie Leiber

Bist du, Christoph, einer dieser typischen Ninja-Papas, der dem Sohn schon mal gerne verbal in den A… tritt?
CHRISTOPH: Nein, sicher nicht. Dass wir uns ganz normal unterstützen, ist klar. Aber dass wir – so wie die Leibers jedes Mal in der Show – Tränen in den Augen haben, wenn’s einmal nicht so wie geplant klappt, kommt bei uns nicht vor. In dem Sinne will ich eigentlich nicht mit ihnen verglichen werden. Wir sind eine einigermaßen normal sportliche Familie, die halt etwas mehr als der Durchschnitt macht.

Stichwort “mehr als der Durchschnitt”: Im Sommer wart ihr in Finnland auf Urlaub. Wie groß waren da die Ninja-Entzugserscheinungen?
CHRISTOPH: (schmunzelt)Hat es keine gegeben. Wir haben auf der Nachbarinsel bei Freunden ein Ninja-Gestell mit acht Metern Länge gebaut. Für uns ist das die perfekte Entspannung – ein bisschen bauen und dann herumhängen und schwingen. Ganz ohne Ninja geht es bei uns einfach nicht.

Wir sind eine einigermaßen normal sportliche Familie, die halt etwas mehr als der Durchschnitt macht

Jetzt mal ganz ehrlich, Anton! Gibt es ein Hindernis, bei dem du sagst: Da bin ich viel besser als der Papa?
ANTON: Auf jeden Fall bei Leisten, das kann Papa gar nicht und auch bei allem, wo man viel Ausdauer bei einem Hindernis braucht. Papa hat halt Vorteile mit seiner Reichweite. Wenn ich den Einstieg ins Hindernis schaffe, kann ich leicht mit Papa mithalten oder bin auch besser. Dumme Fehler können immer passieren.
CHRISTOPH:
Zum Beispiel beim Minga Warrior in München, da ist der Anton overall Sechster geworden, ich „nur“ Zwölfter. Er ist in einigen Bereichen natürlich teilweise schon besser als ich, weil bei ihm das Kraft-Gewicht-Verhältnis einfach besser passt. Ich hab halt noch den Vorteil durch meine Reichweite. Anton springt vielleicht nicht ganz genauso weite Lasches (Schwung-Sprung in der Luft; Anm.) wie ich. Im Vergleich springt er aber schon weitere als ich. Oder bei der Himmelsleiter im Ninja Skillz bei Darmstadt. Er hat die Endlosleiter im Durchlauf raufgemacht, ich hab’s – wobei es da am Ende des Trainings und auch schon der dritte oder vierte Tour-Stopp war – nicht bis ganz nach oben geschafft. Meistens muss ich haushalten mit meiner Kraft, brauch so ein, zwei Tage dazwischen, bis die Hände wieder können. Bei unserer Tour in Finnland hatten wir sogar zwei Hallen an einem Tag gehabt.

Das könnte dich auch interessieren...

Vom Bohrer zum Buzzer: Andreas “Oachkatzl” Pfleger und seine DIY-Hindernisse

Hör mal, wer da hämmert! Ob Hangelstrecke, Balancehindernis oder Wandsprung: Was andere im Training überrascht, hat Andreas Pfleger oft schon im eigenen Ninja Warrior-Garten getestet und zuvor mit viel Tüftelei, Holz, Metall und Schweiß selbst gebaut. Wer ihn kennt, weiß: Für’s “Oachkatzl” beginnt das Ninja-Training nicht erst beim ersten Griff oder Sprung, sondern bereits beim ersten Bohrer. Ein Blick hinter die Werkstatttüren des MacGyvers der Ninja-Szene.

Von der Ninja Warrior-Faszination zum Erfolgsmodell: Ninja-Park on Tour

Zuerst persönliche Faszination, mittlerweile längst ein einzigartiges Geschäftsmodell: Jürgen Camus bringt mit seinem mobilen Ninja Park Austria sportliche Action und Nervenkitzel direkt zu Veranstaltungen in ganz Österreich. Ob Stadtfest, Firmenevent oder sportlicher Wettkampf – mit seinem Parcours zum Mitmachen begeistert er Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

Wie ein Schatten auf leisen Pfoten: Anleitung für Tarnung und Geschick

Wie sieht ein idealer Ninja-Athlet aus? Welche körperlichen Eigenschaften sind optimal für die herausfordernden Parcours von Ninja Warrior-Wettkämpfen? Wir analysieren (mit etwas Augenzwinkern) die perfekten Voraussetzungen – von Griffkraft über Explosivität bis hin zu Balance und Ausdauer. Ein sportlicher Blick darauf, welche Merkmale einen erfolgreichen Ninja-Athleten ausmachen.

Das SPORTUNION Ninja-Lexikon: Von A wie Anschwung über H wie Himmelsleiter, M wie Megawall bis Z wie Zylinder Grip

Der Ninja-Sport vereint Kraft, Technik und Mut wie kaum eine andere Disziplin. Wer Ninja-Parcours meistert, muss pendeln, springen, hangeln, balancieren – oft in schwindelerregender Höhe und immer mit höchster Präzision. Unser Lexikon erklärt die wichtigsten Begriffe und Techniken von A bis Z – ein Streifzug durch die Welt der Hindernisse, Griffe und Tricks.

Es wartet Nervenkitzel pur: Der Ninja Qualifikationscup kommt zurück nach Linz

Am 06. September 2025 ist es wieder so weit: Der Ninja Qualifikationscup powered by SPORTUNION Oberösterreich geht in die zweite Runde und macht Linz zum Hotspot der heimischen Ninja-Szene. In der Trendsporthalle ZERO LIMITS warten anspruchsvolle Hindernisse, spektakuläre Sprünge und jede Menge Adrenalin auf sportbegeisterte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.