Ninja-Sportler mit Leidenschaft: Wie Andy das Limit herausfordert und Spaß dabei hat

Andy Schlegl, ein begeisterter Ninja-Sportler, hat erst vor vier Jahren mit dem Sport begonnen und sich seitdem in der Szene etabliert. Im Interview mit der SPORTUNION erzählt er von spektakulären Parcours unter einer Bungee-Brücke, seiner neuen Wohnung, die sofort für das Training umgebaut wurde, und wie er den Sport in seinen Alltag integriert. Für Andy ist Ninja nicht nur Training, sondern purer Spaß – und das auch noch mit Mitte 30!

Du bist vor kurzem in eine neue Wohnung übersiedelt. Heißt das für einen Ninja-Sportler, dass auch dort sofort in der Decke Dübel und Schrauben montiert werden müssen, um daran Trainingsgeräte fixieren zu können?
(lächelt) In der alten Wohnung hab ich mir in die Betondecke Eisenhaken reingedreht und hab dort meine orangen “Bananen” und “Gurken” vom Klettersport befestigt und dort immer wieder gehangelt. Ich hab mir dort eine Klimmzugstange montiert. Immer wieder, wenn ich daheim und nicht in irgendeiner Halle war, hab ich daheim mein Workout gemacht. In der neuen Wohnung ist bereits mein Griffboard montiert, um damit Fingertraining und Klimmzüge machen zu können. Das war das Erste, was ich montiert hab. Die restlichen Umzugskartons sind noch gar nicht alle ausgepackt.

Du hast erst vor vier Jahren mit dem Ninja-Sport begonnen. In der Zwischenzeit liest man von dir Posts auf Instagram wie z.B.: „Ein Ninja Parcours in 200 Meter Höhe unter einer Bungee Brücke. Das absolut Wildeste was ich je gemacht habe.“ Du meine Güte, was ist da in den letzten vier Jahren alles passiert?
Das war die absolut heftigste und zugleich coolste Erfahrung, die ich bisher in meinem ganzen Leben gemacht habe. Ich mach’ Sport schon, seit ich ein kleines Kind bin. Aber das war das Wildeste und Geilste, was ich jemals erlebt hab’. Extreme Ninja wurde von Chris Harmat (Besitzer der Trendsporthalle Overground in Basel; Anm.) ins Leben gerufen. In einem Ortsteil von Basel gibt es eine über hundert Jahre alte Brücke, die eigentlich eine Bungeebrücke ist. Chris hat irgendwann einmal die Idee geschmiedet: Es wäre doch voll geil, wenn man unterhalb der Brücke einen Ninja-Parcours hinhängen. 2023 hat das schon das zweite Mal stattgefunden. (grinst)Da baumelt man halt dann zweihundert Meter über der Erde und absolviert den Parcours. Schaffst du eine Station nicht, dann gibt’s dann halt einmal sechzig Meter freien Fall, bevor man unten in einer Höhe von hundert Metern ausbaumelt, bevor man wieder nach oben gezogen wird. Das ist einfach nur mega!

“Hätti wari tätti” ist zwar österreichtypisch, aber eigentlich nie die richtige Einstellung. Schießt dir aber trotzdem manchmal durch den Kopf: “Verdammt nochmal, hätti früher mit Ninja begonnen, wari heute im Sport vielleicht schon viel weiter als ich’s ehe schon bin und tätti vielleicht jetzt als Profi durch die Ninja-Welt reisen?”
Ja. Und: Nein. Der Ninja-Sport ist ja erst 2016 das erste Mal nach Deutschland bzw. Europa gekommen. Ich war damals bereits 26 Jahre alt. Deswegen zieht mich das jetzt nicht wirklich runter. Jetzt bin ich 35 Jahre alt, kenne den Sport also seit acht Jahren. Natürlich ist es schade, dass ich schon so “alt” bin. Ich bin aber trotzdem absolut happy, dass ich überhaupt zum Ninja-Sport gekommen bin. Mit “Hätti wari tätti” komm’ ich keinen Zentimeter weiter. Es ist halt so. Ich nehme es so an und freue mich, dass ich mit Mitte 30 noch so fit bin, dass ich mit den 20-jährigen und richtig guten “Maschinen” in Österreich zumindest ansatzweise noch mithalten kann.

© RTL/Markus Hertrich
Andy Schlegl4Andy Schlegl bei "Ninja Warrior Germany". Info: Die neue Staffel wird ab 18.10. 2024 bei RTL und auf RTL+ ausgestrahlt.

Wie baust du den Sport in deinen Alltag ein? Oder muss sich der Alltag, der Job an Ninja orientieren?
Ich bin seit fünf Jahren Angestellter in der Österreichischen Gebietskrankenkasse in Graz. Ninja und Job passen bei mir ideal zusammen: Meine Arbeitszeiten sind von Montag bis Freitag von 6 bis 14 Uhr. Da ist dann am Nachmittag jede Menge Zeit für sportliche Aktivitäten und auch für Ninja-Training. (grinst)Die einzige Challenge dabei ist, dass ich immer früh aufstehen muss. Da ich im Außendienst tätig bin und viel mit dem Auto fahre, aber auch viel auf den Beinen bin, bekomme ich Tag für Tag schon jedes Mal meine 20.000 Schritte zusammen.

© RTL/Markus Hertrich
Andy Schlegl1

Ich freue mich, dass ich mit den 20-jährigen “Maschinen” in Österreich zumindest ansatzweise noch mithalten kann

Man hört immer wieder, dass sich Ninja-Training überhaupt nicht wie Training anfühlt, weil’s einfach nur Spaß macht. 
Absolut! Mir ist der Sport quasi in die Wiege gelegt worden. Früher war ich ein hyperaktives Kind, heute bin ich ein hyperaktiver Mann, der irrsinnig gerne herumspringt und riesigen Spaß an der Bewegung hat. Losgegangen ist es bei mir im Kindergarten mit Aikido, dann weiter in der Volksschule mit Judo, Kickboxen während der Hauptschule, weitere Kampfsportarten danach, in Graz war ich bei einem Martial Arts-Verein dabei, nebenbei Krafttraining. Und jetzt Ninja – das ist einfach nur Spaß! Alles, was keinen Spaß und Freude macht, macht auch keinen Sinn.

Was bedeutet Ninja für dich persönlich? Was fasziniert dich an dieser Sportart am meisten?
Einer der Hauptgründe, weshalb Ninja so populär geworden ist, ist sicherlich die TV-Show “Ninja Warrior Germany”. Ursprünglich kommt der Sport ja aus Japan. 2008 ist es dann in Amerika losgegangen. Ninja-Doc Uwe hat da einmal ein Video von der ersten Staffel in Amerika geteilt, in dem man gesehen hat, wie klein dieser heute so riesige Sport begonnen hat: Da waren vielleicht sechs oder sieben Hindernisse, aufbaut auf irgendeinem Marktplatz. Die sind irgendwelche Gerüste entlanggehantelt und dann am Ende irgendeine Wand hinaufgelaufen. Wie ich das Video gesehen hab, hab ich mir gedacht: Oida, es kann doch nicht sein, dass das so mickrig begonnen hat.

Wann ist bei dir der “Ninja-Virus” so richtig ausgebrochen?
Es ist unheimlich wichtig gewesen, dass es diese TV-Show gibt. Jeder, der das gesehen hat, wollte sofort teilnehmen. Bei mir war’s nicht anders: Bei der ersten “Ninja Warrior Austria”-Staffel hab ich mir sofort gedacht: Das wäre echt geil! Meine Mutter hat auch sofort gesagt: Andy, das wäre genau das Richtige für dich, weil du ja schon im Kindergarten überall raufgekraxelt und runtergesprungen bist. Natürlich hab ich mir oft etwas gebrochen, wenn ich blöd gelandet bin. Das war aber nicht ein Grund, dass mich abschrecken hätte können, weiterzumachen.

Deine sportliche Bilanz des Jahres 2024 fällt wie aus?
Ich war heuer bis jetzt nur auf vier Wettkämpfen. Über das heurige Ninja-Jahr gibt’s daher gar nicht soviel zu berichten. Mich hat heuer Corona, Grippe und Angina etwas zurückgehaut. Deshalb konnte ich nicht so oft trainieren, wie ich’s eigentlich gerne hätte. Und war deshalb nur auf wenigen Wettkämpfen (Basel, Klingenbach, Wolkersdorf, Graz; Anm.)  Zwei davon konnte ich trotzdem gewinnen, beim vorletzten bin ich Zweiter geworden, in Basel mit über 60 Startern war ich bester Österreicher. Die Österreichischen Meisterschaften sind also erst meine fünfte Competition in diesem Jahr. Ich bin von mir selbst extrem überrascht, dass es – mehr oder weniger – ohne Training heuer so gut läuft.

Deine Stärken? Deine Schwächen?
Meine Stärken sind sicherlich Kraft und Skills. Und Schwäche? Absolut alles, was mit Cardio zu tun.

Eigentlich ist Ninja ja ein Einzelsport …
… was er aber nur im Parcours ist. Die Community ist einzigartig. Mir ist es schon oft so gegangen, dass ich zu einem Wettkampf oder zu einem Training hingekommen bin, wo es mir an diesem Tag nicht so wirklich gut gegangen ist: Heute bin ich nicht wirklich fit! Ich hab eigentlich null Bock auf das Training! Aber immer dann, wenn ich an solchen Tagen zum Wettkampf oder zum Training hingegangen bin, waren das die tollsten Tage! Weil da irgendeiner – meistens bin’s eh ich – gesagt: Hey, diese Station könnten wir eigentlich connecten! Oder: Machen wir den Parcours einfach retour! Da kommen auf einmal so schräge Ideen hoch, dass sogar der “verrückte” Ninja-Doc Uwe gesagt hat: Hey, ihr seid’s doch deppad! Durch’s gegenseitige Pushen entsteht auf einmal eine richtig grandiose Stimmung. Leute, die vorbeigehen, bleiben dann stehen: Sag, kannst du mir Tipps geben, wie ich das Hindernis gescheiter machen kann? So kommt man ins Reden und gewinnt manchmal auch neue Freunde dadurch!

Andy Schlegl6

Hey, diese Station könnten wir eigentlich connecten! Oder: Machen wir den Parcours einmal retours

Andy Schlegl7

Die SPORTUNION hat am „Tag des Sports“ wieder ihr Ninja Triple am Heldenplatz aufgebaut, und es haben sich den ganzen Tag über teilweise 20 Meter lange Schlangen an Kindern angestellt. Nur, um diese drei Ninja-Stationen ausprobieren zu können …,
… und weißt, warum? Weil sich Ninja nicht wie Training anfühlt. Trainiere ich zwei, drei Stunden Ninja, hab ich am nächsten Tag einen richtigen Muskelkater in der Brust, im ganzen Rücken, in beiden Ober- und Unterarmen, in den Beinen. Ich hab da aber keinen einzigen Klimmzug, Liegestütz und keine einzige Kniebeuge gemacht – spüre aber trotzdem meinen ganzen Körper und merke dadurch: Wir haben einfach nur einen geilen Parcours gemacht. Wir haben vielleicht nicht jedes Hindernis sofort geschafft, aber so lange probiert, bis wir keine “Fails” mehr gehabt haben. Ninja ist also ein vielfältiges Ganzkörpertraining, das sich überhaupt nicht so anfühlt.

Das könnte dich auch interessieren...

Über Grenzen hinaus: Marlies Brunner im Interview über ihren Weg zum Ninja-Star

In der dynamischen Welt des Ninja-Sports hat sich Marlies Brunner als eine der talentiertesten Athletinnen Österreichs etabliert. Trotz einer schweren Knieverletzung vor den 1. Österreichischen Meisterschaften lässt sie sich nicht unterkriegen und zeigt, wie wichtig mentale Stärke und Leidenschaft im Spitzensport sind. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen, Herausforderungen und ihre Begeisterung für den Ninja-Sport,